Rossberg ein einmaliges Naturschutzgebiet

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Pro Rigi übernimmt Wacht am Rossberg

Am 11. Juni 2022 haben Rigi-Wächter der Pro Rigi an einer Wachtexkursion im Rossberg-Gebiet teilgenommen. Thomas Hertach führte uns durch das interessante Naturschutzgebiet. Auf einem Rundweg lernten wir das Bergsturzgebiet mit seinen vielen Besonderheiten näher kennen. Die Pro Rigi wird die Wacht am Rossberg übernehmen und sucht engagierte Leute, die bei dieser Aufgabe mithelfen.

Am Samstagmorgen trafen sich einige Rigi-Wächterinnen und Wächter beim Sportplatz Goldau. Wachtchefin der Pro Rigi, Sylvia Blezinger begrüsste eine motivierte Schar. Thomas Hertach, in Goldau aufgewachsen, kennt das Goldauer Bergsturzgebiet hervorragend. Er kann auf 30 Jahre Erfahrung zurückblicken und engagiert sich unter anderem als externer Projektleiter der Waldreservate im Auftrag des Kantons Schwyz. Wir wanderten entlang des Tierparks Goldau ins Gebiet Tennmatt und Grosswijer. Gleich hinter dem Tierpark Goldau befindet sich ein Sonderwaldreservat. Hier wurde seit 2017 gezielt der Wald durchforstet, um bedrohte Arten zu fördern. Dazu gehören vor allem Arten, die viel Licht und Wärme benötigen. Entstanden ist ein gut besonnter Wald mit freistehenden Föhren, Eichen und Linden. Ebenso gibt es Waldlichtungen mit einer Vielzahl an Pflanzen. Es wurden in den letzten Jahren von der Unterallmeind-Korporation Arth sieben Seillinien installiert um gefällte Bäume heraus zu transportieren. Neben den Sonderwaldreservaten gibt es im Grosswijer auch ein Naturwaldreservat. In diesen Gebieten verzichtet man auf forstliche Eingriffe, der Wald entwickelt sich auf natürliche Art.

Bergsturz ermöglicht für die Natur einen Neuanfang

Am 2. September 1806 ereignete sich der Bergsturz in Goldau. Es war die zweitgrösste Naturkatastrophe in der Schweiz. Damals lösten sich 40'000'000 m3 Fels, Geröll und Erde. Bei diesem Ereignis starben 457 Menschen. Wie Roland Marty aus Goldau erzählte, gab es eine Druckwelle die am Lauerzersee eine rund 20 m hohe Flutwelle auslöste, die grosse Schäden im 5 km entfernten Seewen zur Folge hatten. Der Lauerzersee verkleinerte sich um rund 1/7 der Fläche, obwohl der Bergsturz den See nicht erreichte. Durch die Masse des Bergsturzes wurde das angrenzende Moorland in den See verschoben. Durch den Felssturz veränderte sich die Landschaft am Rossberg, was für die Vegetation einen Neuanfang bedeutete. Die Böden waren karg mit wenig Humus. Noch im oberen Teil des Bergsturzgebietes befindet sich ein Föhrenhain mit viel Licht. Durch die kargen Bodenverhältnisse wachsen die Bäume nur langsam und sie werden weniger hoch. So hat eine 80 Jahre alte Föhre einen Stamm von weniger als 10 Zentimetern. Durch den lichten Baumbestand wachsen Pflanzenarten, die es nur selten in so grossen Vorkommen gibt.

Naturgebiete von nationaler Bedeutung

Im Jahre 1961 wurde die Pro Rossberg gegründet. Sie setzte sich ein, um die Blumenvielfalt in diesem Gebiet zu erhalten. Der Kanton Schwyz schied es 1965 als Pflanzenschutzgebiet aus. Später wurde es ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler aufgenommen (BNL Gebiet). 31 Orchideenarten sind im Goldauer Bergsturzgebiet nachgewiesen. Dies entspricht 45 % aller in der Schweiz vorkommenden Orchideenarten. Zu den Orchideenarten zählt auch der Frauenschuh, der sich im Bergsturzgebiet gut entwickelt. Beim Frauenschuh dürfte es sich um den schweizweit grössten Bestand handeln. Seltene Vogelarten wie Zippammer und Turmfalke brüten hier. Gelbringfalter, Schlingnatter, Ringelnatter, Zauneidechsen, Feuersalamander und andere Tiere kann man beobachten. Wir hatten Glück und konnten eine Bergzikade aus nächster Nähe betrachten. Dieses Insekt hat eine Grösse von ca. 20 Millimetern, einen schwarzen Kopf und glasartige Flügel. Ihr Singen kann über mehrere Meter gehört werden.

Naturwaldreservate oder Sonderwaldreservate

Wie Thomas Hertach erklärte, verändert sich das Goldauer Bergstutzgebiet ständig. Im untersten Teil setzte sich ein Laubmischwald durch. In der zweiten Zone wurde der ursprüngliche Föhrenwald durch Fichtenwald verdrängt. In der dritten Zone gibt es ausgedehnte Föhrenwälder mit Fichten im Jungwuchs. Im obersten Bereich wird der lichte Föhrenhain auch langsam immer dichter. Die Frage drängt sich auf: Brauchen wir aus Naturschutzsicht hier Eingriffe? Wenn wir den seltenen Arten langfristig eine Lebensgrundlage ermöglichen möchten, braucht es eine Waldpflege. Auf allen Höhenlagen werden aber auch Gebiete entstehen in denen keine Wald-Eingriffe erfolgen, um die natürliche Entwicklung zu beobachten. Von den 117 ha wurden 60 ha Naturwaldreservate (keine Eingriffe), 45 ha mit Sonderwaldreservate (mit Eingriffen) ausgeschieden. 12 ha sind noch nicht definiert.

Pro Rigi springt für Pro Rossberg ein

Nach 60 Jahren Engagement für den Pflanzenschutz und später allgemeiner für die Information von Besuchern musste sich die Pro Rossberg im vergangenen Jahr schweren Herzens als Organisation auflösen. Die Vereinigung war zu stark überaltert und immer weniger Personen waren in der Lage, als sogenannte Wächter ihre Aufgaben im Gebiet wahrzunehmen. Der Kanton Schwyz hat die Pro Rigi deshalb angefragt, die Wacht im Rossberg-Gebiet zu übernehmen. Die Pro Rigi übernimmt diese Aufgabe gerne und sucht zu diesem Zweck Leute die sich in der Natur aufhalten und diese beobachten. Weitere Informationen erteilt Wachtchefin Sylvia Blezinger privat@blezinger.ch Die Vorgaben an die Wacht am Rossberg werden durch den Kanton Schwyz in den nächsten Monaten genauer ausgearbeitet.

Präsentation Thomas Hertach

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