Weggiser Rigiweg

Der Weggiser Rigiweg führt von der Schifflände in Weggis über die Heiligkreuz-Kapelle, das Felsentor, das Kaltbad und den Staffel zum Kulm. Diese Verbindung diente ursprünglich zur Erschliessung der Rigialpen, der anliegenden Güter sowie der Waldnutzung. Die Funktion als Landwirtschaftsweg lässt sich urkundlich bis ins späte Mittelalter (1315) zurückverfolgen.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde der Weggiser Rigiweg zudem als Pilgerweg zur Kapelle von Kaltbad benutzt. Diese Wallfahrten waren anfänglich mit einer Badekur verbunden, denn eine kalte Quelle neben dem Heiligtum versprach Heilung von verschiedensten Gebrechen. Dazu legte man sich nackt in den ‘Drei-Schwestern-Brunnen’ und tauchte dreimal unter. Darauf versuchte man sich mit einem Lauf um die Kapelle wieder zu erwärmen, wozu man fünf Vaterunser, fünf Ave Maria und den Glauben zu beten hatte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat an der Rigi ein Wechsel in der Gästestruktur ein: An die Stelle der Wallfahrer traten die Alpenbegeisterten. Der Pilgerweg wurde zum Touristenweg. Höchstes Ziel der Reise wird die Aussicht auf Rigi Kulm und das Erlebnis des Sonnenaufgangs. Ab 1830 wurde die Rigi zum Modeberg, die Rigibesteigung zum absoluten Muss jeder Schweizerreise. In diese Zeit fiel dann auch der Bau der neuen Gasthäuser auf Kaltbad, Staffel, Kulm, Klösterli und Scheidegg. Um 1850 besuchten jährlich bereits 30'000 - 40'000 Personen die Rigi.

Aufgrund des sich entwickelnden Tourismus wurde der Weggiser Rigiweg zwischen 1818 und 1820 auf Initiative der Schiffer neu angelegt. Es sollte ein breiter Fuss- und Reitweg entstehen. Dieses Projekt wurde gegen den Willen der Gemeinde Weggis durchgeführt. Es stand im Interesse der Kantonsregierung und des Transportgewerbes. Um den Rigitourismus entwickelte sich das Transportgewerbe, der sogenannte Rigidienst. Illustre Gäste aus aller Welt liessen sich auf Pferden oder Sänften zum Gipfel tragen. Fast die ganze Weggiser Bevölkerung suchte im Rigidienst als Träger von Lasten und Personen, als Pferdehalter, Führer, Andenkenverkäufer, Schuhputzer, als Hotelbedienstete oder Schiffer ihr Auskommen. Der Tourismus wurde zur Haupteinnahmequelle der örtlichen Bevölkerung.

Auf dem Weg zum Gipfel wurde bei der Heiligkreuz-Kapelle und auf der Helgenegg, so genannt wegen den dort aufgestellten 14 Stationentafeln (sogenannte Helgen) angehalten. Neben der Kapelle hauste ein Waldbruder, der den Pilgern gegen Almosen Erfrischungen anbot. Schon bald musste ein von der Gemeinde gewählter Sigrist den Ausschank (vor allem Bier und Kirschwasser mit Zucker) übernehmen. Schlussendlich führte der steigende Umsatz zur Verlegung der Gartenwirtschaft zum 1868 erbauten Restaurant Felsentor.

Die Inbetriebnahme der Vitznau-Rigi-Bahn 1871 (erste Bergbahn Europas) setzte dem Rigidienst ein abruptes Ende, der Weggiser Rigiweg verlor weitgehend seine Bedeutung. Neben der modischen Attraktivität waren es die viel tieferen Preise, welche die Bahn konkurrenzlos machten. In der Folge wurde Vitznau zum führenden Tourismuszentrum.

Der Weggiser Rigiweg wird heute vom Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz als Weg von nationaler Bedeutung eingestuft. Neben dem sehr gut erhaltenen Weg findet man übrigens noch heute viele Hecken am Wegrand. Ihr Schattenwurf wurde von den Rigiträgern geschätzt.

Dieser Weg wurde am 28. Mai 2011 neu als «Mark-Twain-Weg» durch eine Rigi-Besteigung in historischen Gewändern eröffnet. Acht Info-Tafeln säumen den Weg von Weggis (Mark-Twain-Denkmal Bühlegg) über Romiti – Kaltbad – First – Staffel zum Kulm.

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